Sehschädigung - Definition und Fakten

Einteilung

Blinde und Sehbehinderte werden unter dem Begriff Sehgeschädigte zusammengefasst.

Sehschädigungen lassen sich grob in folgende Kategorien unterteilen:

Anmerkung zum Lesen der Tabelle: Der Wert 1/10 bedeutet z. B., dass ein Sehbehinderter mit 1/10 Sehkraft erst aus 1 m Entfernung das erkennen kann, was ein Normalsichtiger aus 10 m Entfernung sieht.

Kategorie der Sehschädigung

Sehleistung (nach Korrektur)

1 (mäßig sehbehindert) 9/10 bis 1/3
2 (sehbehindert) 1/3 bis 1/20
3 (hochgradig sehbehindert) 1/20 bis 1/50
4 (blind) 1/50 bis 0 (keine Hell-/Dunkelwahrnehmung)

 

Blindheit

Der Begriff "Blindheit" bezieht sich auf den Verlust der Sehkraft, der es dem Betroffenen unmöglich macht, einen normalen Lebensstil zu führen.

Als blind wird jemand eingestuft, dessen Sehleistung unter 1/50 (2%) der Norm liegt. Das heißt, dass auch bei einem blinden Menschen theoretisch noch ein Sehrest vorhanden sein kann. Meist beschränkt sich dieser auf Hell-/Dunkelwahrnehmung.Gesetzliche Blindheit in Deutschland ist folgendermaßen festgelegt:

Als blind gelten ab 01.04.1974 gemäß § 1 Abs. 2 des Gesetzes über das Landesblindengeld für Zivilblinde und § 24 Abs. 1 Bundessozialhilfegesetz neben den Blinden (Vollblinden) auch die Personen,

  1. deren Sehschärfe auf dem besseren Auge nicht mehr als 1/50 beträgt
  2. oder bei denen durch Nr. 1 nicht erfasste, nicht nur vorübergehende Störungen des Sehvermögens von einem solchen Schweregrad vorliegen, dass sie der Beeinträchtigung der Sehschärfe nach Nr. 1 gleichzuachten sind.

Voraussetzungen nach Nr. 2 sind in der Regel als erfüllt anzusehen, wenn die Sehschärfe auf dem besseren Auge

  1. nicht mehr als 1/35 beträgt, wenn das Gesichtsfeld dieses Auges bis auf 30 Grad oder weiter eingeschränkt ist, oder
  2. nicht mehr als 1/20 beträgt, wenn das Gesichtsfeld dieses Auges bis auf 15 Grad oder weiter eingeschränkt ist, oder
  3. nicht mehr als 1/10 beträgt, wenn das Gesichtsfeld dieses Auges bis auf 10 Grad oder weiter eingeschränkt ist, oder
  4. mehr als 1/10 bis zur vollen Sehschärfe beträgt, wenn das Gesichtsfeld dieses Auges bis auf 5 Grad oder weiter eingeschränkt ist.

Es gibt zahlreiche Ursachen für Sehschädigungen. Man kann diese aber der Einfachheit halber in drei Hauptgruppen unterteilen:

  1. Erkrankung/Schädigung der Linse - Katarakt,
  2. Erkrankung/Schädigung der Hornhaut - korneale Narben,
  3. Erkrankung/Schädigung des optischen Nerves - Glaukom, optische Atrophie.

Im Zusammenhang mit Blindheit taucht auch oft der Begriff Farbenblindheit auf. Der Begriff ist irreführend, weil diese genetisch übertragene Anomalie, bei der die  Betroffenen bestimmte Farben nicht voneinander unterscheiden können, nicht in wirklicher Blindheit resultiert, wie dies oft missverstanden wird.

Vorkommen und Gründe für Blindheit

Das Vorkommen von Blindheit ist von Land zu Land, und manchmal sogar von Gebiet zu Gebiet innerhalb eines Landes sehr unterschiedlich. Aber im Durchschnitt kommen in industrialisierten Ländern auf 1000 Einwohner etwa 2 Blinde und in Entwicklungsländern auf 1000 Einwohner 5 bis 20 Blinde.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gibt es heute zwischen 27 und 35 Millionen blinde Menschen in der Welt. Neunzig Prozent der Blinden der Welt leben in Entwicklungsländern, v. a. in Asien (ungefähr 20 Millionen) und Afrika (ungefähr 6 Millionen), zum größten Teil in sozial benachteiligten Gemeinden ländlicher Regionen und in städtischen Slums. Das Risiko der Blindheit in vielen dieser Gebiete ist 10 bis 40 Mal höher als in den Industrieländern.

Beinahe die Hälfte der Fälle von Erblindungen ist auf Katarakt (Linsentrübung) zurückzuführen, ein weiteres Viertel auf Trachoma (infektiöse Bindehaut-/Hornhauterkrankung). Andere vorherrschende Ursachen für Blindheit sind Glaukom (erhöhter Augeninnendruck, der zur Sehnervschädigung führt) und Flußblindheit (nur in Entwicklungsländern).

Sehbehinderung

Der Begriff "Sehbehinderung" bezieht sich auf ein beeinträchtigtes Sehvermögen, das auf eine verminderte Sehschärfe und/oder ein reduziertes Gesichtsfeld zurückzuführen ist. Außerdem können zusätzliche Probleme wie z. B. erhöhte Blendempfindlichkeit oder Anomalien der Farbewahrnehmung auftreten. Der Verlust des Sehvermögens kann das Sehzentrum, periphere Felder oder nur bestimmte Teile der peripheren Felder des Gesichtsfelds in einem oder beiden Augen betreffen.

Es gibt korrigierbare und nicht korrigierbare Sehbeeinträchtigungen. Die korrigierbaren, wie z. B. Kurzsichtigkeit, lassen sich weitgehend mit einer Brille oder Kontaktlinsen beheben. Nicht korrigierbare Sehschäden sind meistens angeboren oder durch Unfall verursacht und betreffen Störungen im Bereich der Netzhaut, des Sehnervs und anderen Organen des Auges. Solche Sehschäden können durch eine Brille oder Kontaktlinsen nicht behoben werden.
Normalerweise ist es aber möglich, die verbleibende Sehkraft durch Modifikationen in der Umgebung und den Einsatz von Hilfsmitteln und elektronischen Geräten optimal auszunutzen.

Als hochgradig sehbehindert wird jemand eingestuft, dessen Sehleistung auf  1/20 (5%) bis 1/50 (2%) der Norm vermindert ist. Die Sehleistung bei hochgradig Sehbehinderten kann mit einer Brille oder Kontaktlinsen in der Regel nicht mehr verbessert werden.

Als sehbehindert wird jemand eingestuft, dessen Sehleistung in der Ferne und/oder in der Nähe auf 1/3 (30%) bis 1/20 (5%) der Norm  vermindert ist und der trotz Korrektur (Brille etc.) normale Sehwerte nicht erreicht. Als sehbehindert werden Menschen auch bei bestimmten, schwere Gesichtsfeldausfällen eingestuft.

Die Sehbeinträchtigung weist bei jedem Menschen eine andere Ausprägung auf. Deshalb ist es vor allem im schulischen Bereich sehr wichtig, das individuelle Sehverhalten des einzelnen Schülers zu beobachten und zu berücksichtigen. Viele Faktoren, u. a. die Lichtverhältnisse im Klassenzimmer, die Farbgebung, bestimmte Kontraste, aber auch der psychische und physische Allgemeinzustand können die Leistung des Schülers beeinflussen. Hinzu kommen Faktoren wie Erziehung, Intelligenz, Erfahrung und Motivation. Des Weiteren kann oft ein großer Unterschied zwischen dem Sehen im Nahbereich und dem Sehen im Fernbereich festgestellt werden. Was der Sehgeschädigte letztlich von seiner Umwelt erfassen kann, ist also nicht allein von medizinisch meßbaren Werten abhängig, sondern wird von vielen Faktoren beeinflusst.

Manchmal haben auch Schüler in Regelschulen eine Sehbeeinträchtigung, die weder von den Eltern, noch von den Lehrern oder dem betroffenen Schüler selbst in ihrem Ausmaß  erkannt bzw. richtig eingeschätzt wird. Dies kann auf lange Sicht zum Leistungsabfall der Betroffenen führen. Folgende Auffälligkeiten können auf eine Sehbeeinträchtigung hinweisen:

  • Regelmäßig falsches Abschreiben von der Tafel
  • Langsames Arbeitstempo
  • Geringer Schreibabstand, Nichtbeachten der Linien
  • Übermäßig großes oder ungewöhnlich kleines Schriftbild
  • Auffällig geringer Leseabstand, Schwierigkeiten beim Lesen
  • Schiefe Kopfhaltung beim Fixieren
  • Scheinbares Vorbeisehen an einem angeschauten Gegenstand
  • Übersehen von gesuchten Gegenständen
  • Verwechseln von Farben
  • Häufige Kopfschmerzen, schnelles Ermüden, v. a. beim Betrachten von Bildern etc.
  • häufiges Augenreiben, ständig gerötete oder tränende Augen, übermäßiges Zwinkern, häufiges Zusammenkneifen der Augen
  • Wunsch nach mehr Licht
  • erhöhte Blendempfindlichkeit
  • Orientierungsprobleme
  • Häufiges Stolpern, Anstoßen, Danebengreifen, zögernde oder ängstliche Bewegungen, Fehltritte bei Treppen

Grundsätzlich sollten Äußerungen von Kindern zu häufigen Kopfschmerzen, verschwommenem Sehen u. ä. ernst genommen werden. Bei Verdacht auf eine Sehbeeinträchtigung kann ein Augenarzt u. U. schnell Gewissheit verschaffen.